Strömender Regen peitschte dem Kutscher ins Gesicht als er das Gespann die letzte Biegung den steilen Berg von Zwei Kronen kommend hinunter nach Marianopel lenkte. Die Straße war zu einem regelrechten Bach geworden, eine Tortur für die, von der langen Reise ohnehin schon geplagten Pferde. Gleich hatte er es geschafft, die letzte Station seiner langen Reise erreicht. Durch die Wand aus Nebel und Regen, die sich vor ihm aufbaute, konnte er bereits die Zinnen der Hauptstadt erahnen...
... die Sonne, wenn es an diesem Tag überhaupt eine gab, war schon untergegangen als er den Marktplatz erreichte. Mit der rechten Hand versuchte der Kutscher seine Augen vor dem peitschenden Regen zu schützen und suchte die Fassaden der Gebäude ab. Da war es! Schnell holte er unter seinem Mantel den Lieferschein hervor und glich nochmals den Empfänger ab. "Treibgut". "Dann mal los!" murmelte er. So schnell wie möglich die Lieferung abgeben und ab ins nächste Wirtshaus, denn mehr stand heute nicht mehr auf seinem Zu-Erledigen-Zettel. Er sprang von seinem Gespann und stapfte durch den knöcheltiefen Schlamm der durch den Regen aufgequollenen Straße in Richtung Vordereingang des Ladens. Mit einem lauten Pochen hämmerte er an die Tür. Nach einigen Sekunden öffnete sich eine kleine Luke und er blickte in das blasse Gesicht eines verängstigten Elfen. Offenbar hatte hier niemand mehr zu dieser Stunde mit Besuch gerechnet.
"Mach die Tür auf, ich hab nicht den ganzen Abend Zeit!", schrie der Kutscher durch den prasselnden Regen.
"Wer da?!", piepste die verängstigte Stimme auf der anderen Seite der Tür.
"Ich hab` hier eine Lieferung abzugeben", entgegnete der Kutscher und hielt dem Elfen den Lieferschein vor die Nase. "Tut mir leid für die Verspätung, aber es kam auf dem Weg immer wieder zu kleineren 'Unterbrechungen'", grinste ihn der Kutscher an.
Mit einem Klick öffnete sich der Riegel und noch ehe der Elf die Gelegenheit hatte die Klinke zu drücken flog die Tür mit einem polternden Krachen auf und ein Fass rollte über die Schwelle. Gerade noch rechtzeitig konnte sich der Elf mit einem Satz zur Seite in Sicherheit bringen, ließ dabei allerdings eine brennende Kerze fallen, die er in der Hand hielt.
"VORSICHT!!", brüllte ihn der Kutscher an: "Das Zeug ist hoch entzündlich!"
Das ohnehin schon blasse Gesicht des Elfen wurde nun kreidebleich.
"Oh!", grinste ihn der Kutscher an, als er ahnte was den Elfen gerade beschäftigte: "Keine Sorge, hier hat niemand vor den Laden in die Luft zu jagen, allerdings ist Druntsander-Gold so ziemlich der stärkste Stoff den man in diesen Tagen bekommen kann. Ich hab noch weitere fünf Fässer. Zeig mir einfach wohin damit!".
Der Elf zeigte zu einer Tür am hinteren Ende des Flurs.
"Lagerraum?", murmelte der Kutscher. Der Elf nickte.
Als der Kutscher gerade dabei war das zweite Fass abzuladen, bemerkte er einen Zettel an der Mauer des Gebäudes. Darauf stand, dass die Besitzer des Ladens offenbar noch auf der Suche nach Freiberuflern verschiedenster Qualifikationen waren. Mit einem Schulterzucken machte er sich weiter an die Arbeit. Das dritte Fass fand alsbald seinen Weg vom Karren über die Türschwelle und rollte gerade durch die Eingangshalle ins Lager, als sich mit einem gewaltigen Donner der Himmel über Marianopel öffnete und ein gleißender Blitz auf die Stadt niederschoss. Genau auf den Karren des Kutschers. Genau auf eines der verbliebenen Fässer. War der Donner der dem Spektakel vorherging ohrenbetäubend, brachte die nun folgende Explosion des Lieferwagens sämtliche Gebäude der Stadt zum Beben.
"Ach du Sch....!". Mit staunenden Augen und offenem Mund blickte der Kutscher durch die Tür hinaus auf den Marktplatz und auf die riesige Feuerkugel, die einmal sein Fuhrwagen war. Und mit einem mal erkannte er, dass er die nächste Zeit arbeitslos war.
Also ging er zurück in den Laden. Der Elf lag halb-ohnmächtig in der Ecke. Der Kutscher beugte sich zu ihm hinab, gab ihm eine leichte Ohrfeige und prüfte ob er noch atmete. „Wird schon wieder!“, mit diesen Worten verabschiedete er sich, steckte ihm einen Zettel zwischen die Finger und machte sich auf die Suche nach dem nächsten Wirtshaus.
„Donric Macar
Spedition-und-heiklere-Service-Angelegenheiten
von Althea bis Zwei Kronen“
derzeitiger Aufenthaltsort: „Goldener Eber“ *
*Name ist fiktiv. Hab grade leider keinen Zugang zum Spiel um rauszubekommen ob Wirtshäuser in Marianopel Namen haben