Freibund Asylmenorr
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Gemeinschaftsforum ehemaliger Fänge des Dschungels-Mitglieder, Cwn Annan (Aion-Legion) und Freibund Asylmenorr (Guild Wars2-Gilde)
 
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 Trauma (WARNUNG im Vorwort)

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BeitragThema: Trauma (WARNUNG im Vorwort)   Trauma (WARNUNG im Vorwort) Icon_minitimeMo Feb 22, 2010 9:47 pm

~~~!ACHTUNG!~~~
Bei der folgenden, im Rollenspiel entstandenen Geschichte handelt es sich zwar um die entschärfte und zensierte Fassung, dennoch beinhaltet sie
* Physische und psychische Gewalt
* Andeutungen von sexueller Gewalt
* Rechtschreib- und Grammatikfehler, da der Verfasser kein vernünftiges Programm mehr auf seiner Mühle hat. Schande über ihn!

~~~Wer das also nicht lesen kann oder möchte, möge jetzt bitte auf dem Absatz kehrt machen und vielleicht noch ein Toastbrot da lassen. Ich hab' Hunger.~~~

-

"Komm nicht her, dummes Kind."
Diese fünf Wörter waren das Einzige, das auf dem zerknitterten, mit Blutflecken gesprenkelten Pergamentbogen stand.
Kiminayu starrte auf die Nachricht und spürte beiläufig, wie sich seine Kiefermuskulatur verkrampfte.
Dummes Kind.
Er hatte die dazugehörige Stimme im Ohr, als stünde ihr Besitzer direkt hinter ihm. Kühl, ruhig, erhaben, nur einen Hauch spöttisch. Eine Stimme zum Wahnsinnigwerden.
Komm
(hierher ins Licht wo ich dich sehen kann und)
nicht
(so zaghaft Söhnchen?)
her
(zu mir sofort ehe ich dich)
dummes
(Vögelchen noch einfangen muss und dir weh tun könnte mein liebes)
Kind...!

Kiminayu atmete schwer aus und ballte unbewusst die Fäuste, mit Mühe gegen den Impuls ankämpfend, fauchend herum zu wirbeln. Dort stand niemand. Seine Krallenspitzen gruben sich schmerzhaft in die vom Kämpfen leicht schwieligen Handinnenflächen. Er fuhr zischend zusammen, als urplötzlich doch eine Stimme hinter ihm erklang, jedoch nicht eiskalt und beinahe wie ein Singsang klingend, sondern warm und fröhlich: "Hey! Kim!"


"Ist das wirklich war?"
Shinrais Stimme bebte leicht vor Nervosität und ungläubiger, aufkeimender Hoffnung. Der ältere Daeva, ein Mann mit ernsten, scharf geschnittenen Gesichtszügen und versilberten Schläfen, ließ seine Klaue los. Zwischen ihnen lag eine winzige Kristallphiole, die ein wenig hellrotes Blut enthielt. Nun überflog ein entwarnendes Lächeln seine Lippen, auch wenn er streng einen Finger an dieselben hob. "Es ist wahr. Wir haben es mehrfach überprüft, jede Einzelheit, bis ins kleinste Detail. Und wir können uns sicher sein. Ihr leidet nicht an dieser Balaurkrankheit die, das möchte ich ausdrücklich betonen, unter gar keinen Umständen an die breite Öffentlichkeit gelangen darf. Darum müsst Ihr mir jetzt schwören, einen Eid zu leisten und..."
Shinrai hörte ihm kaum zu. Sein Herz pochte und vor Erleichterung schossen ihm beinahe die Tränen in die Augen. Er war nicht krank!
Seine Gedanken huschten zu Rikka, begleitet von einem beinahe Luft abschnürenden Gefühl der Wärme. Hatte er sich ihr immer wieder entzogen, den Abstand gesucht und mit der ständigen Furcht gelebt, langsam aber stetig eine Barriere zu errichten, so war dies ab nun endlich vorbei.

Er dachte auch an Kiminayu und musste schlucken, während ihm die Ohren heiß wurden. Wie oft hatte er nach jener verstörenden, unaussprechlichen Nacht am Hafen noch rastlos, ängstlich wach gelegen und sich ausgemalt, was nur werden sollte, wenn er den Gladiator mit der verfluchten Krankheit angesteckt haben sollte. Auch diese bleierne Last fiel von seinen Schultern.
"Shinrai? hört Ihr mir überhaupt zu?" drang die Stimme des Schattenhofbeauftragten schneidend in sein Bewusstsein. Der rothaarige Kantor blinzelte verlegen und kehrte damit in die Gegenwart zurück. "Verzeiht mir", murmelte er kleinlaut, "was sagtet Ihr...?"

Der Kleriker brummte unwirsch. "Ihr müsst mir hier und jetzt schwören, dass Ihr nicht mit dieser Geschichte hausieren geht, egal wann, egal wo. Wir wollen vermeiden, dass eine Panik in Pandämonium ausbricht, wenn die Existenz dieser Krankheit bekannt wird und unter das Volk kommt. Nach einem Gegenmittel wird fieberhaft gesucht, aber bis dahin brauchen wir absolutes Stillschweigen aller Beteiligten! habt Ihr das verstanden?"
Shinrai nickt ernst. "Ich habe verstanden. Und ich schwöre Euch, nichts zu erzählen." Ganz wohl war ihm dabei nicht. Der Schattenhof von Pandämonium kochte meist sein eigenes Süppchen, das war ihm klar. Geheimniskrämerei und ein Vertuschen von Tatsachen lagen nicht in seiner Natur. Aber ebenso klar war, dass der Schattenhof durchaus Mittel und Wege finden würde, um jemanden, der sich als Problemfall entpuppte, zum Schweigen zu bringen.

Zehn Minuten später verließ Shinrai den Gerichtshof und streckte sich glücklich. Er fühlte sich so ruhig und gelöst wie schon lange nicht mehr. Keine Krankheit, keine Ansteckung. Matt seufzend legte er den Kopf in den Nacken und steckte die Nase in eine frische, kühle Briese, als er aus dem Augenwinkel eine bekannte, hoch gewachsene schlanke Gestalt vorbei schlurfen sah. Verwundert trat er die flachen Stufen der Einganstreppe herab und schirmte die Augen mit einer Hand ab, ehe er grinste und impulsiv rief: "Hey! Kim!"


"Was hast du denn da?"
Der Angesprochene zuckte zusammen, schloss ruckartig die Faust um das ohnehin zerknitterte Pergament und wandte den Kopf. Skeptisch drehte er sich um und maß Shinrai mit einem nicht ungetrübt begeisterten Blick. "Oh, hey Püppi", sagte er lustlos. "Was machst du hier?"
Shinrai trat näher und münzte das mühsam herunter geschluckte leise Seufzen ob dieser abweisenden Reaktion in ein mattes Lächeln um. "Rate."
"Du suchst dir Tipps für deine künftige Laufbahn als freiberuflicher Söldner?" es klang sarkastisch.
"Falsch!"
"Scheiße. Du bist schwanger."
"Also...!", unter anderen Umständen hätte die staubtrockene, unflätige Bemerkung den jungen Kantor erröten lassen, doch heute brachten ihn selbst solche Kommentare nicht nennenswert aus der Fassung. Er trat noch dichter an Kiminayu heran. "Mhm, komm mal ein Stück runter", verlangte er, abermals lächelnd.

Der blonde Asmodier runzelte leicht ungeduldig die Stirn, strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und neigte abwartend den Kopf. Shinrai reckte sich in der gleichen Bewegung hoch und küsste ihn flüchtig auf die Lippen. "Sowas kann ich nun...immer machen", murmelte er leise, mit weicher Stimme.
"Hä?" verwirrt blinzelnd zog Kiminayu den Kopf zurück und legte denselben schief, Verständnislosigkeit spiegelte sich auf seinem Gesicht. Glücklich strahlte Shinrai ihn an: "Ich habe es eben erfahren. Die Krankheit, Kim. Ich hab' sie nicht!"

Mochte sich Kiminayu auch noch so hartnäckig einreden, dass ihn das Ganze gerade nicht wirklich interessierte, so ließ sich das ungewohnte, euphorische Leuchten in den goldfarbenen Augen des anderen Daeva nicht so einfach ignorieren. Er nickte vage. "Gut für dich."

"Nur für mich?" Shinrai blinzelte, verwirrt über die schroffe Art. Dass Kiminayu ihn zumeist mit Spötteleien bedachte, jede Gelegenheit nutzte um ihn, manchmal auf doch recht derbe Art und Weise zu necken, war er inzwischen fast gewohnt. Aber diese halb abwesende Einsilbigkeit erschien ihm neu. Vielleicht noch die Nachwirkungen seines traumatischen Sterbens in Lingard?
Als habe er in seine Gedanken geblickt, fand der Gladiator für einen Moment zu seiner bisweilen unausstehlichen Art zurück, verneigte sich linkisch und antwortete: "Korrigiere. Für dich und alle anderen, die das Glück haben, mit dir ins Bettchen gehen zu dürfen."

Shinrai riss den Mund auf, empört, gekränkt und nun doch verlegen. Hastig wandte er dem Jüngeren den Rücken zu und biss grimmig die Zähne zusammen, reglos verharrend, als Kiminayu dicht hinter ihn trat und die Arme um seinen Oberkörper schlang. Die Lippen des Gladiators berührten fast sein Ohr und kitzelten ihn mit warm-spöttischem Atem: "Bist du jetzt eingeschnappt?"

Shin knurrte leise und starrte energisch nach vorne, felsenfest entschlossen, sich von der gehässigen Art seines alten und neuen Legionskameraden nicht provozieren zu lassen.
"Na komm, sag's mir", frotzelte Kiminayu leise weiter. "Ich meine, ich kann doch nicht mit dem Wissen, dass DU mir zürnst, in den Abyss abhauen."

Shinrai holte tief Luft und dreht nun doch widerwillig den Kopf. "Was meinst du damit? was willst du im Abyss?" fragte er misstrauisch, dabei beiläufig an ein, zwei Nächte denkend, in welchen sie über dieses Thema mehr oder minder ernst, ohne Hohn und Spott gesprochen hatten: Kiminayu suchte dort jemanden, seinen Vater. Offenbar schon sehr lange und zumindest von einer dieser Expeditionen hatte ihn Shinrai mehr tot als lebendig aus dem Abyss geholt. Bei den wenigen Gelegenheiten, zu welchen dieses rätselhafte Thema erwähnt worden war, war der Gladiator vom Hass jedes Mal schier zerfressen gewesen, wenngleich er sich bisher beharrlich geweigert hatte, den Grund für diesen Jähzorn preis zu geben.

Es kränkte Shin ein wenig, dass zumindest bei einem der beiden innigsten Gespräche sehr viel Alkohol im Spiel gewesen war- gerade so, als schien Kiminayu unfähig, sich in bewusstem Zustand von seiner distanzierten, provokativen Ader zu trennen. Er seufzte abermals, derweil der blonde Gladiator leicht die Schultern zuckte. Der beiläufigen Geste zum Trotz klang seine Stimme sehr kalt und gelassen: "Ich will da endlich ein, zwei Dinge klarstellen. Endgültig."

Shin schwieg eine Sekunde und nickte dann sachte. "In Ordnung. Ich komme mit."
Er konnte genau spüren, wie sich die Arme an seinem Oberkörper verkrampften. "Nein", knurrte Kiminayu nur schroff. In fast identischem Tonfall erwiderte der Kantor gelassen: "Darüber haben wir doch schon geredet, mh? ich lasse dich da nicht alleine hingehen."
"Ich WILL dich aber nicht dabei haben, klar!?" in schwindelerregendem Tempo hatte Kiminayus Stimme eine unangenehm schnappende, herrische Klangfarbe angenommen. Shinrai holte tief Luft: "Und ICH will nicht, dass dir dort was passiert!"
"Das ist MEINE Angelegenheit! WAG' es nicht, dich einzumischen, verstanden!? es geht dich nichts an!" fluchend stieß Kiminayu den anderen Asmodier von sich und trat ein, zwei Schritte zurück.
Shinrai starrte ihn mit leicht bebenden Lippen an und ballte sachte die Fäuste. "Und ob mich das etwas angeht", widersprach er mit flacher Stimme, hin- und hergerissen zwischen Nervosität und Ärger. "ICH als dein FREUND könnte mir nämlich nicht verzeihen, wenn ich hier umtätig herumsitzen würde und immer daran denken müsste, dass du dort vielleicht wieder so schlimm verletzt wirst wie beim letzten Mal. Ich ertrage das nicht, und ich will dich auch nicht so sehen!" krampfhaft an einem jäh entstandenen Kloß im Hals schluckend, schüttelte der junge Kantor kurz den Kopf.

Bei dem Wort 'Freund' weiteten sich Kiminayus Augen für einen Moment fast entsetzt, impulsiv wich er noch einen Schritt zurück, öffnete den Mund und schloss ihn wieder, ehe er ruckartig den Kopf schüttelte. "Da spricht das Priesterlein aus dir, wie?" höhnte er. "Immer brav die Pflichten der barmherzigen Nächstenliebe im Blick! süß!"
Shinrai rang zitternd nach Luft und verschränkte die Arme vor der Brust. "Warum bist du so? warum willst du immer alleine kämpfen, alles nur alleine tun?" fragte er, mühsam um Fassung ringend.
"Weil's bequemer ist!" schnappte Kiminayu, "man verlässt sich auf niemanden außer auf sich selbst und bindet sich keine lästige Verantwortung ans Bein." Eisig sah er auf den fast einen Kopf kleineren Kantor herab.
"Dann lass mich...hinten bleiben", sagte Shinrai heiser. "Ich werde dich nicht...nicht stören, nichts sagen. Ich folge dir nur. Ja?"

Kiminayu zischte. "Schönen Tag noch, Püppi. Ich habe keine Lust zu laufen, schätze ich." Mit abweisender Miene öffnete der Gladiator seinen Würfel und entnahm ihm eine Rückrufrolle zur Eisfestung Morheim. "Nein!" protestierte Shin erschrocken, trat zwei, drei Schritte vor und packte den anderen Daeva am Handgelenk.
Kiminayu erstarrte und sah kurz auf Shinrais Klaue herab, dann in dessen Gesicht. Traurigkeit, Entschlossenheit und ein stummes Flehen sprachen aus dem oftmals so gräßlich naiv wirkenden, jetzt aber standfesten Blick.

Einen langen Moment stierten sie sich schweigend an, zwei Salzsäulen mitten in Pandämoniums Öffentlichkeit.
Dann sah Kiminayu gereizt zur Seite. "Ich laufe doch..." brummte er, befreite mit einem kleinen Ruck seinen Arm und schlenderte los. Shinrai blinzelte, fuhr sich kurz durch das rote Haar und folgte dem anderen unaufgefordert. "Wann brichst du auf?" murmelte er leise.
"Jetzt."
"Sofort...?"
"Ja."

Erneutes Schweigen breitete sich aus, als Kiminayu plötzlich giftig loswetterte: "Du hast sowas von keine Ahnung...WAS dich da erwarten könnte. Du suchst nur irgendein Abenteuer oder so etwas, du bist völlig blöd und naiv und denkst nicht eine beschissene Sekunde über irgendwelche Folgen nach!"
Nachdenken ist auch nicht deine große Stärke, dachte Shinrai flüchtig, schluckte die Worte aber tief Luft holend herunter und bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. "Vielleicht bin ich manchmal naiv, kann schon sein. Und ich weiß nicht, was passieren könnte. Auch das stimmt. Aber ich weiß, dass ich dir helfen möchte, weil du mir...wichtig bist."

Der Gladiator fuhr gereizt zusammen, zischte leise und unartikuliert und schwieg. Inzwischen überquerten sie die Vifrost-Brücke, den Teleportmeister in Sichtweite.
"Geh woanders hin", versuchte es Kiminayu nach einem Moment erneut und knurrte dabei drohend. Shinrai sah ihn nur ernst und eindringlich an und schwieg beharrlich. Mit einem wüsten Fluch, der einige Passanten irritiert und missbilligend inne halten ließ, wandte sich Kiminayu an den Teleportmeister: "Nach Morheim", blaffte er ohne jedes Wort der Begrüßung, bevor er im selben Moment scharf ergänzte: "Und ich zahl' dir hundertausend Kinah, wenn du ihn", sein Kopf ruckte in Shinrais Richtung, "dieses eine Mal hier lässt."
Der Mann glotzte ihn irritiert an, während Shinrai kühl dagegen hielt: "...was Euch dann eine Klage im Schattenhof wegen Verweigerung Eurer Pflichten einbringen würde."
Fauchend wirbelte der junge Gladiator zu ihm herum: "HALT die Klappe!"
"Und warum sollte ich nicht wahre Tatsachen aufzählen?"
"Du sollst den RAND halten, verdammt! verschwinde...JETZT!"
"Ähm...", machte der Teleportmeister verdattert, perplex zwischen den beiden Daeva hin und her blickend. "Entschuldigung...?"
Kiminayu spuckte entnervt auf den Boden. "Nach Morheim, sagte ich!" fuhr er den völlig Unschuldigen herrisch an und drückte ihm einige Kinahmünzen in die Klauen, ohne sich noch einmal nach Shinrai umzublicken.

Knurrend trat Kiminayu aus dem Ätherstrom und schüttelte sich kurz angewidert, während ihn ein unwilliger Schauer überlief. Obschon er ein Daeva war, von Aion erhöht und gerade dadurch befähigt, auf solchen Pfaden zu wandeln, verabscheute er das Teleportieren ungemein und ging generell lieber auf seinen eigenen Füßen oder verließ sich auf seine Schwingen. Und er war nun keineswegs überrascht, als Shinrai einen Herzschlag später ebenfalls in Morheim eintraf.

"Du gibst nie auf, was?" spuckte er ironisch, dem Rothaarigen beharrlich den Rücken zukehrend. "Wenn mir eine Sache wertvoll genug ist, versuche ich das nicht zu tun", stimmte Shinrai hinter ihm freimütig zu. Kiminayu stöhnte, breitete seine Flügel aus und stieß sich mit einem gereizten Satz vom Boden ab, um mit kräftigen, energischen Schlägen zum Himmel hinauf zu fliegen: Hoch zur ringförmigen Barriere, die den vor Balaur und Elyos wimmelnden Höllenpfuhl namens Abyss von Morheim und der bekannten Welt trennte. Wie üblich verspürte er dabei gallebitteren, siedenden Zorn...aber auch eine bisher unbekannte Unruhe und Anspannung. Kurz und ruckartig schüttelte der junge Daeva den Kopf und durchbrach die Barriere, während ihm Shinrai wortlos folgte...


Hitzeflimmern lag in der Luft, gepaart mit einem feinen Hauch von Schwefel, den man beinahe auf der Zunge schmecken konnte.
Äther. Leuchten. Gebrochene Bruchstücke aus alter Zeit. Materie.
"Wo müssen wir hin?" fragte Shinrai leise und blickte sich aufmerksam um.
"Beim letzten Mal hatte er seinen Sitz in der Nähe der Ruinen von Roah", erwiderte Kiminayu spröde. Dass er beim bedeutsamen Wort 'wir' diesmal nicht protestierte, war ihm augenscheinlich kaum bewusst, Shin hingegen hörte es durchaus, atmete tief aus und hütete sich, auch nur das kleinste erleichterte Siegeslächeln zuzulassen. "Das ist weit weg", antwortete er nur.
"Quer durch den Abyss fliegen ist doch klasse", erwiderte der Gladiator sarkastisch. "Wenn du nicht von so einem kokelnden Riesenkiesel gegrillt wirst, dann..." er unterbrach sich mit einem unwirschen Kopfschütteln. "Man könnte auch zur nächsten Scherbe hüpfen."
Shinrai nickte und legte sinnend einen Finger an die Lippen: "Oder zur Festung von Roah direkt", meinte er zögerlich. "Das letzte Mal lag sie fest in asmodischer Hand, nicht?"
Kiminayu grinste höhnisch: "Fest in asmodischer Hand", echote er. "Da wird jemand staunen."
"Wie meinst du d..."

Noch während der Frage wandte ihm der junge Gladiator abrupt den Rücken zu und steuerte auf den Abyss-Teleportmeister zu. "Ist die Festung von Roah verfügbar?" fragte er brüsk, wie üblich auf ein höfliches Begrüßungswort verzichtend. Dementsprechend knapp fiel auch die Antwort aus: "Ja."
"Gut. Ich will da hin." Ein winziges Zögern, ehe Kiminayus Augen sich herausfordernd verengten und er Shinrai einen raschen, blitzenden Blick zuwarf: "Und du kriegst...eine Million Kinah. Wenn er", sein Kinn ruckte an der Gestalt des Kantors herab. "Hier bleibt."

Shinrai schnappte nach Luft, ebenso wie der Teleportmeister. Letzterer wischte sich ungläubig über die Stirn. "Warum, in Aions Namen..." setzte er an, ehe Shin seine Fassung mit erstaunlicher Schnelligkeit wieder erlangte, und genau wie in Pandämonium klang seine Stimme sehr kühl, wenn seine Augen dank der genannten Summe immer noch leicht geweitet wirkten: "Dann biete ich eine Klage vor dem Schattenhof wegen Pflichtverletzung und Bestechlichkeit!" Kiminayus für eine Sekunde in blankem Zorn starrende Miene ignorierte er eisern.

Heftig blinzelnd starrte der Mann zwischen den beiden jungen Daeva hin und her und erinnerte dabei gravierend an seinen Kollegen in der asmodischen Hauptstadt. "Ganz ehrlich, seid ihr zwei nicht mehr ganz richtig im Kopf?" erkundigte er sich verdattert. Als Kiminayu zähnefletschend zu einer Erwiderung ansetzte, fuhr er hastig fort: "Das kann ich einfach nicht machen. Ihr wollt zur Festung von Roah? in Ordnung. Aber...die...zweite Bitte muss ich Euch abschlagen, tut mir Leid."
Schon beinahe aus Prinzip drehte sich Kiminayu noch einmal schnappend zu Shinrai um: "Ich gehe da alleine hin, klar!?"
Und Shin erwiderte ruhig, an ihm vorbei tretend und gelassen zum Teleportmeister sprechend: "Bitte bringt mich zur Festung von Roah."
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BeitragThema: Re: Trauma (WARNUNG im Vorwort)   Trauma (WARNUNG im Vorwort) Icon_minitimeMo Feb 22, 2010 9:48 pm

Falsch.
Etwas war hier verdammt...falsch.
Das war der erste Gedanke, der Shinrai überkam, als er, noch vor Kiminayu, in der Festung von Roah eintraf. Nicht einer der überraschend spärlich vorhandenen Wächter drehte auch nur den Kopf, doch der junge Kantor hatte dennoch das durchaus bedrückende Gefühl, dass ihn kühle, abschätzende, ja gar lauernde Seitenblicke aus den Augenwinkeln trafen.
Für einen ganz kurzen Moment nur war ihm als vernehme er
("Fort geh fort von hier du bist hier nicht willkommen")
eine geflüsterte Stimme irgendwo tief in seinem Unterbewusstsein, doch wenn diese real war, so verstummte sie nach einem verwirrten Blinzeln jäh.

Just in diesem Moment erreichte auch Kiminayu die Festung und Shinrai biss vorsichtshalber die Zähne zusammen, da er instinktiv mit wild fauchenden Flüchen und Drohungen rechnete. Doch nichts davon geschah, stattdessen sah sich der blonde Gladiator angespannt um, ballte die Fäuste und lockerte sie wieder. "Verdammt...", zischte er leise.
"Was? was ist?" gab Shin vorsichtig zurück.
"Etwas stimmt nicht."
"Was stimmt nicht...?"
"Alles stimmt hier nicht."

Shinrai ließ den Blick der goldfarbenen Augen wachsam schweifen. Die Gesichter der Wächter waren zum überwiegenden Teil unter furchteinflößenden Helmen verborgen und sie standen still, schier entspannt, offenbar wie Statuen nur zum Festungstor sehend. Doch immer wieder traf ihn ein heimlich-starrer, stummer Blick voller Feindseligkeit.
"Ein Verräternest", flüsterte ihm Kiminayu beinahe verstohlen zu. "Nur gibt es dafür keine Beweise. Was für ein verdammter Scheiß..." der Gladiator straffte leise knurrend die Schultern. "Komm mit", sagte er, immer noch halblaut. Beide breiteten ihre Schwingen aus und glitten über das Ausgangstor hinweg. Die Wächter hoben einheitlich die Köpfe und starrten ihnen nach- stumm und ohne zu blinzeln.

"Wo müssen wir eigentlich hin?" fragte Shinrai nachdenklich, nachdem sie gut zehn Minuten, nur durchbrochen von kleinen Rastpausen, wie zwei lautlose Schatten schweigend durch die unendlichen Weiten des Abyss geglitten waren.
"Wirst du schon merken, keine Sorge." Kiminayus Stimme klang rau und giftig. Shin erwiderte nichts. Der Jüngere strahlte eine solche mühsam unterdrückte Aggressivität und Anspannung aus, dass er ebenfalls die ersten flackernden Anzeichen unbestimmter Nervosität zu verspüren begann. Sein Herz klopfte ein wenig schneller, auch wenn er sich innerlich einen Narren schalt. Vorsichtig zu sein- in Ordnung. Aber sich grundlos zu fürchten?

"Haaaaahhh!"
Beide zuckten zusammen. Ein heiserer Schrei ertönte über ihren Köpfen. Lautlos wie ein herab stürzender Habicht war ein einzelner Elyos wie aus dem Nichts aufgetaucht und ließ sich, einen riesigen gezackten Speer schwingend, schier auf die beiden Asmodier fallen.
Shinrai warf sich zur Seite und die Speerspitze streifte hauchfein seinen linken Flügel. Im ersten Moment fiel es dem Kantor gar nicht auf, doch ein zweiter, hastiger Blick verriet, dass an dem Gedanken, der ihn seit seiner Ankunft
(falsch!)
beherrschte, wohl etwas Wahres dran war: der Elyos hatte Fußklauen, aber gewöhnliche, krallenlose Hände. Seine Augen schienen ganz sachte zu glühen, doch er besaß keine Mähne. Und seine Schwingen waren von seltsamer, nie gesehener grauer Farbe.
"Was in..."

Der Kantor riss die Augen auf, als der Speer in seine Richtung stocherte. Metallisch klirrend schob sich Kiminayus Waffe dazwischen und fing den Hieb ab. Ineinander verkeilt hingen die beiden Gladiatoren in der Luft. Der merkwürdige Elyos schrie, lachte und ruckte an seiner Waffe, Kiminayu fauchte ihn wie eine verbrühte Katze an, doch keiner der Beiden war in der Lage, den anderen nieder zu zwingen.

("Wie ausgesprochen amüsant!")
Diesmal war die Stimme sehr viel klarer und ließ sich auch mit energischem Zureden nicht als Einbildung abtun. Warm, tief, versonnen und tatsächlich eine hörbare Spur belustigt.
Shinrai blinzelte überrascht und auch Kiminayu war für einen Moment sichtlich abgelenkt. Eine unvorsichtige Sekunde, die der Elyos, so er denn einer war, nicht ungenutzt verstreichen ließ: sein Knie ruckte hoch, traf scheppernd den Brustpanzer des anderen Gladiators und ließ ihn zurück taumeln, wobei der Graugeflügelte mit einem Triumphschrei seine Waffe losriss und ausholte, um Kiminayu das Gesicht zu spalten. Doch da ruckte Shinrais beschlagener, schwerer Stab mit aller Kraft vor, traf den unbehelmten Krieger von unten wuchtig am Kinn und ließ krachend diverse Zähne splittern.

"Urghh...!" Blut spuckend segelte der Elyos haltlos nach hinten und Shinrai stürzte sich knurrend erneut vor, wie auch Kiminayu. Stab und Speer fanden ihr Ziel und mit brechenden Augen stürzte der Sterbende wie ein abgeschossener Raubvogel nieder, ehe er nach einigen Metern freien Falls wie von einer unsichtbaren Barriere zerschmettert wurde- Blut und Knochensplitter spritzten ins Bodenlose, zurück blieb ein verblassender Hauch von Äther.

("Mein Kompliment. Ihr ergänzt euch wahrlich sehr gut.")
Die Stimme klang anerkennend, doch ein Hauch von Hohn troff aus den Worten.
("Ich schätze, ich werde mein Empfangskomitee überdenken müssen. Nicht, dass ihr euch langweilt, nicht wahr?")
"Wer...was...ist das?" fragte Shinrai gepresst. Er rieb sich die Schläfen und schüttelte den Kopf, als wolle er einen üblen Traum loswerden. Zeitgleich spürte er noch etwas anderes: eine bleierne Schwere, als drücke ein unsichtbares Gewicht seine Schultern und Schwingen unbarmherzig nach unten.

"Wir müssen irgendwo landen", sagte Kiminayu, die Frage übergehend. Er packte Shin am Handgelenk und fuhr im Sturzflug herab. Das Gebiet rund um die Roah-Festung bestand aus mehreren zerbrochenen, wie wahnwitzig verstreuten Glasscherben wirkenden Inseln im Nichts. Hier gab es kein Leben, nur rachsüchtige Geister der Vergangenheit. Nicht einmal Balaur aus Fleisch und Blut trieben sich an diesem Ort herum, doch ihre belebten, verblichenen Knochen fand man auf den Inseln durchaus.

Die beiden Daeva landeten auf einer der Inseln, in gebührendem Abstand zu den Geistern und Drachenskeletten, die dort ziellos, klappernd, klagend umher schlurften.
Shinrai seufzte schwer und fuhr sich durch das rote Haar. "Bilde ich mir das nur ein, oder..." er ließ die Frage offen.
"Fingerfuchtler haben einen dämlichen Humor." Kiminayu spuckte die Worte sarkastisch aus, doch wirkte er weiterhin konstant angespannt.
("Glaubst du das wirklich, Söhnchen?") ein gedankliches Lachen folgte ("Wir werden sehen...")

Urplötzlich stürzte sich ein ganzer Schwarm von Geistern und Skeletten auf die beiden rastenden Asmodier. Kiminayu fluchte lästerlich und sprang auf, während Shinrai seinem Beispiel hastig folgte. Dicht drängen sie sich aneinander, Rücken an Rücken, um sich gegenseitig an Minimum an Schutz zu bieten.

Mit einem seltsam hohlen Kreischen stürzten sich die ersten Balaur-Knochenkonstrukte auf sie. Einer schnappte nach Shinrais linkem Bein und reflexartig drehte sich der Kantor zur Seite, ruckte den Fuß hoch und trat dem Unding knackend gegen den fleischlosen Schädel: mit einem berstenden Laut brach der Unterkiefer und flog davon, doch da schlitzten drei kleinfingerlange, sichelartige blasse Krallen durch das Kettengeflecht und Shinrais Haut darunter und entlockten ihm einen leisen Schmerzensschrei.
Kiminayu fluchte weiter wie ein wild schäumender Kesselflicker, ging leicht in die Knie und ließ seinen Speer in einem wuchtigen Halbkreis um sich selbst und Shinrai wirbeln, dabei mehrere Beinpaare zu mehligem Staub zermalmend.

Einer der untoten Draconauten sprang den Gladiator an, hakte sich an Schultern und Hüften fest und biss nach seinem Gesicht, Kiminayu warf den Kopf zurück, doch geriet er dabei auch aus dem Gleichgewicht. Mit einer Hand, die den Speer fallen ließ, hielt er die wie eine Mosbärenfalle schnappenden Kiefer von sich, mit der anderen verpasste er Shinrai einen rüden Stoß, um ihn nicht mit dem Gewicht seiner Rüstung unter sich zu begraben.
Praktisch im letzten Moment gewann er den Kampf um seine Balance, stemmte zornig brüllend ein Bein nach hinten und packte mit beiden Klauen zu, wütend-zitternd die hektisch beißenden Kiefer auseinander zwingend, so weit, bis das groteske Maul abermals splitterte.
Etwas streifte wie eine knöcherne Peitsche seine Wange und hinterließ einen blutigen Striemen, dann konnte Kiminayu das beharrlich an ihm klettende Etwas abschütteln. Hastig bückte er sich nach seinem Speer, hob ihn hoch und stieß mit beiden Klauen frontal nach unten zu.

Er bemerkte aus dem Augenwinkel, wie sich ein weiterer Balaur zum Sprung sammelte und fuhr herum, da schloss sich etwas um seinen gepanzerten Knöchel und zerrte ruckartig daran: der abgeschlagene Kopf eines in seine Einzelteile zerlegten Skelettes. Taumelnd versuchte Kiminayu, seinen Speer nach oben zu reißen, doch die Bewegung würde zu spät kommen und ihm einen schnappenden Biss mitten in das ungeschützte Genick einbringen.
Einen Fingerbreit vor seinem Gesicht zuckte Shinrais Stab heran und hebelte den zähneschnappenden Schädel mit einem einzigen Stoß vom Rest des untoten Körpers, Knochenstaub spritzte dem Gladiator ins Gesicht.

Die Draconauten wichen zurück, während sich nun die Geister auf die beiden Asmodier stürzten.
Die wabernde Hitze des Abyss flimmerte wie gebrochene Sonnenstrahlen durch ihre halb ätherischen Körper hindurch, und wo die zuckenden Klauen die Körper der Kämpfenden berührten, hinterließen sie Taubheit, Kälte und Schwäche.
Dennoch fuhren Kiminayus und Shinrais Waffen nicht wirkungslos in die schattigen Leiber- nirgendwo rissen sie blutende Wunden, hinterließen dafür aber nahtlose, offene Löcher in den wabernden Gestalten. Raunend, kreischend wichen die schemenhaften Gestalten ihrerseits zurück und umkreisten die Daeva wie lauernde, hungrige Raubkatzen.

("Das ist genug.")
Sanft und befriedigt flüsterte die Stimme in ihren Gedanken. ("Beeindruckend. Wunderbar. Kommt nach Norden. Jetzt. Komm zu mir nach Norden.")
Während die Worte in ihrem Kopf erklangen, zogen sich die Balaurskelette und die Geister bis an den Rand der Scherbe zurück und starrten Shin und Kiminayu auffordernd an. Der Gladiator spuckte grollend auf den Boden und zwischte sich ein wenig Staub und Blut aus dem Gesicht. "WO bist du?" fragte er wütend in die leere Luft.
Die Antwort war ein leises, körperloses Lachen: ("Kommt in den Norden...!")

Sie flogen weiter.
Ihre unfreiwillige, gestaltlose Gesellschaft lotste sie dabei in einem fort mit lockenden Worten in eine offensichtlich ganz bestimmte Richtung.
Shinrai wusste schon lange nicht mehr, ob sie nur Minuten oder Stunden unterwegs waren. Jede zerbrochene Insel glich der nächsten, und wenn sie irgendwo rasteten, wurden sie von Untoten belauert, aber nicht länger angegriffen. Und Kiminayu flog schweigend, mit eisiger Miene und leicht gefletschten Zähnen neben- oder vor ihm her, dabei dann und wann leise knurrend.
("Nach Norden, meine Süßen. Rasch, rasch, ihr seid schon sehr nahe und ihr könnt nicht ermessen...wie sehr mich das freut...!")
Bizarres Sehnen lag in der Stimme.

"HALT ENDLICH DIE FRESSE!" brüllte Kiminayu urplötzlich. Shinrai, der sich von der fremden Stimme beinahe ein wenig eingelullt, ja hypnotisiert fühlte, zuckte zusammen und vergaß für einen Moment seinen gleichmäßigen Flugrhythmus. Aber immerhin- er war wieder wach, klar. Verwirrt und verärgert schüttelte er den Kopf, ehe er fragend die Augen verengte und nach vorne deutete: "Kim...!"

Vor ihnen erstreckte sich eine besonders große Scherbe, gesäumt von alten, verwitterten Säulen und einem halb zerfallenen steinernen Bogen. Darüber kreisten drei der seltsamen, graugeflügelten Elyos. "Das Empfangskommitee?" tippte Shin forsch.

"Das Empfangskommitee, dem gleich der verdammte Arsch aufgerissen wird!" noch während er sprach -oder die letzten Worte eher schrie- riss Kiminayu angriffslustig fauchend den Speer in die Höhe und stürzte sich auf die reglos über dem Steinbogen schwebenden Elyos.
Einer von ihnen trug ein schlankes, schmuckloses Schwert in der Klaue. Die freie Linke hob sich lässig...und schleuderte dem überraschten Gladiator einen Strahl gebündelter, wie Elmsfeuer leuchtender Magie entgegen. Kiminayu stieß einen überraschten, zornigen Schrei aus und geriet dann keuchend ins Taumeln, als die arkane Kraft seinen rechten Arm streifte und die Plattenpanzerung an der getroffenen Stelle regelrecht zusammenschmelzen ließ.

"HEY!"
Shin brüllte, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Zeitgleich wob er hastig ein Schutzmantra, um der fremden Magie Teile ihrer Wirkungskraft zu entziehen. Und tatsächlich wandten sich zwei der Elyos in seine Richtung. Der mit dem Schwert umkreiste weiterhin Kiminayu, aber seine Gefährten, von denen der eine mit einem Dolch- und der andere mit einem merkwürdig kurzen Stab bewaffnet waren, näherten sich von zwei verschiedenen Seiten dem wartenden Kantor.

Shinrai legte die Schwingen an und wandte sich dem Dolchträger zu. Nach der Demonstration des Schwertschwingers war der Asmodier halbwegs vorbereitet, als sein Gegner nun mit der freien Hand Magie wirkte, die er eigentlich nicht beherrschen durfte, und die geformte, pulsierende Kugel in seine Richtung schleuderte.
Shinrai wich dem Geschoss aus, stürzte sich auf den Elyos und glitt, wohl gegen dessen Vermutung, hinter ihn. Statt ihn mit seinem Stab anzugreifen, riss Shin dem Überrumpelten hastig den Dolch aus der Hand, drehte sich um und schleuderte die Waffe auf den zweiten Elyos, der damit noch viel weniger gerechnet hatte: "...Gahh..." gurgelnd griff sich der Getroffene an die getroffene Kehle und stürzte ab.

Derweil trieb Kiminayu den Schwertträger vor sich her. Die schmelzende Verbrennung hatte sich weiter ausgebreitet und das Metall seiner Rüstung bis zur Schulter hinauf verformt. Doch gerade als der Elyos einen erneuten Zauber schleudern wollte, wurde er für einen verhängnisvollen Lidschlag vom Sterbensschrei seines Kameraden abgelenkt: knirschend fand der Speer sein Ziel und ließ den nunmehr Kopflosen wie ein Stück altes Fallobst vom Himmel fallen.

Statt sein Heil in der Flucht zu suchen, stürzte sich der letzte Elyos mit starrter, emotionsloser Miene auf Shinrai, der den Stab zur Parade empor riss. Kiminayu flog mit einem triumphierenden, höhnischen Lachen an die Seite seines Begleiters und binnen weniger Sekunden hauchte auch der letzte Angreifer sein Leben aus.

("Na so was. War das etwa schon wieder zu leicht? herrje, vergebt mir diesen Mangel an Respekt. Ich denke, ihr würdet es begrüßen, wenn wir uns von...Angesicht zu Angesicht unterhalten?")
Bedauern schwang in der körperlosen Stimme mit, die den gesamten Kampf über höflich geschwiegen hatte.
"Du verdammter, beschissener FEIGLING! laber nicht, sondern TU was!" fuhr Kiminayu auf und warf zornig die zerzausten langen Haare nach hinten.
("Das willst du wirklich, Söhnchen? nun gut. Dreht euch um und kommt her. Ich freue mich auf euch, aber bedenkt...ihr wurdet nicht offiziell eingeladen.")

Mit fremdartigem Elyosblut und Staub bespritzt traten Kiminayu und Shin durch den verwitterten Steinbogen. Dahinter erwartete sie ein besonders groß gewachsener Skelett-Balaur, der eine alte, mit Grünspan überzogene, brüchige Kupferrüstung trug. Er verneigte sich linkisch vor den beiden Asmodiern und richtete die leeren Augenhöhlen auf sie: "Kommmmmt näherrrr, Daeeeeeva." Er winkte sie heran und wich zeitgleich ein paar Schritte zurück.

Shinrai schluckte, als das Gefühl nervöser Anspannung schlagartig zurückkehrte. Doch zögerte er nicht, Kiminayu zu folgen, der nun hoch aufgerichtet, den Kopf starr erhoben, mit ausgreifenden Schritten in die leere Mitte der großen Scherbe trat.
Kaum waren die Beiden dort angekommen, traf sie, gänzlich unspektakulär und genauso warnungslos, ein monströser unsichtbarer Hieb in den Nacken und ließ sie mit überraschten Mienen, aber ohne einen Laut zusammenbrechen.
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Trauma (WARNUNG im Vorwort) Empty
BeitragThema: Re: Trauma (WARNUNG im Vorwort)   Trauma (WARNUNG im Vorwort) Icon_minitimeMo Feb 22, 2010 9:48 pm

"Nngn...hn..." Kiminayu regte sich, leise stöhnend, als Erster.
Auf den ersten Blick schon bemerkte er, dass seine Rüstung und auch sein Speer verschwunden waren- er präsentierte sich gänzlich waffenlos und nur in die leichte Stoffkleidung gehüllt, die er schützend unter der Plattenpanzerung trug. Ein zweiter Blick verriet, dass es Shinrai nicht besser ergangen war.
Und erst ein dritter, forschender, sehr langer Blick offenbarte die beinahe unsichtbare, nur von gelegentlichen Lichtreflexen spiegelnde Barriere, die sich wie eine große Kuppel über die Scherbe spannte.

"Was soll das? wo BIST du...?" knurrte der Gladiator rau. Er hatte Durst und schmeckte Staub auf der Zunge. Neben ihm seufzte Shinrai schwer und öffnete zögerlich die Augen. Er fuhr leicht zusammen, als er sich seiner äußeren Erscheinung bewusst wurde. "Was ist passiert? mir ist...schwindelig", murmelte er.

("Oh, seid ihr endlich aufgewacht, meine Hübschen?")
Süffisant umschmeichelte die Stimme ihren Verstand, doch schien sie nun auch aus unbestimmter Nähe direkt an ihre Ohren zu dringen, was eine Art verstörendes Echo nach sich zog. Shinrai sah sich nervös um- und sprang mit einem Quietschen in die Höhe, als ihn eine grotesk aus dem Nichts heraus wachsende, körperlose Hand an der Wange streichelte. Die Finger waren lang und schlank, die Nägel sahen aus, als würden sie täglich von einem Bediensteten gepflegt. Und über der schneeweißen Alabasterhaut lag ein kaum wahrnehmbarer, schwach-bläulicher Schein.
"Wie angenehm."

Diesmal sprach die Stimme gänzlich normal, obwohl nach wie vor niemand zu sehen war. Die Finger liebkosten Shinrais Gesicht, strichen leicht über sein Kinn. "Söhnchen, du hast einen vortrefflichen Geschmack entwickelt. Sag, wer ist er? ein Freund? womöglich ein Geliebter?" ein leises, warmes Lachen erklang. "Oder der Verfechter deiner Ehre? kannst du deinen Weg nicht mehr alleine gehen?"
Kiminayu fauchte. "Halt dein blödes Maul und komm raus!"
"Nun, wie unhöflich! ich bin ehrlich neugierig, Söhnchen. Und wenn du nicht antworten möchtest, muss ich wohl weiter raten. Dein neues Spielzeug?" Die Spinnenfinger strichen über Shins Schläfen und keuchend trat der rothaarige Kantor mit angewiderter Miene einen Schritt nach vorne.
"Hör auf mit dem Scheiß!" grollte Kiminayu mit wachsender Aggressivität und ballte die Fäuste.
"Gedenkst du, ihn mir zu schenken? ist er das? ein kleines Gastgeschenk?" neckte die Stimme träge weiter. "Was denkst du, Söhnchen. Soll ich ihn zur Hure machen wie einst auch dich? wäre das nicht ein köstlicher kleiner Scherz?"

Shin erbleichte und starrte mit offenem Mund zu Kiminayu, der wütend aufbrüllend auf die Barriere zustürmte, um mit den Fäusten dagegen zu trommeln. Doch bevor er die durchscheinende Kuppel gänzlich erreicht hatte, glühte das Glas, sofern es denn Glas war, aggressiv-rot auf und mit einem schmerzlichen Keuchen, die Klauen gekrümmt, prallte der junge Gladiator zurück und stürzte, eine kleine Staubwolke aufwirbelnd, rücklings zu Boden.
Sofort war er wieder auf den Beinen und schrie mit schnappender Stimme: "KOMM RAUS DU VERDAMMTER BASTARD, KOMM RAUS!!"

Das Geschrei wurde zu einem jähen Keuchen, als eine zweite Klaue, die an einem unmöglich langen Arm hing, ihn am Hals packte und zudrückte. "Ssscht, ssscht", machte die Stimme tadelnd, ehe sie an Shinrai gewandt ruhig fortfuhr: "Wenn er sich nicht benehmen kann, so hoffe ich, dass du es kannst. Wer bist du?"
Der Kantor schluckte kurz, während ihm beim Gefühl der Klaue, die nun ruhig und tatenlos an seiner Wange ruhte, ein unwilliger Schauer überlief. "Ich begleite Kiminayu."
"So? warum? du bist nicht eingeladen worden, weißt du?"
"Bitte lasst ihn los", sagte Shin leise, mit fester Stimme. "Ich bin ein...Freund von ihm."
"Ein Freund?"
"Ja. Bitte...lasst ihn los."

Einen Moment herrschte Schweigen. Kiminayu keuchte und funkelte Shinrai über die Schulter zornig an, während seine Hände wirkungslos auf den blassen Arm schlugen, der direkt aus der Barriere heraus zu wachsen schien.
Dann meldete sich die Stimme wieder zu Wort: "Sag mir deinen Namen, mein Junge. Du bist wirklich bedeutend höflicher. Sag mir deinen Namen!"
Shin zögerte. "Ich sage ihn Euch, wenn Ihr ihn loslasst."
"Ah, ah! DAS war nicht höflich, mein Hübscher! ich weiß nicht, ob es euch bislang entgangen ist, aber die hiesigen Spielregeln bestimme ich. Und du, mein Junge, sagst mir nun, was ich wissen will." Unvermittelt war der Tonfall streng und kühl geworden: "Deinen Namen! ich will deinen Namen wissen!"

Kiminayu schüttelte mit trotziger, höhnischer Miene leicht den Kopf und starrte Shinrai an, dabei flach gegen den Druck auf seiner Kehle atmend. Der rothaarige Kantor holte tief Luft. "Ich rede mit Euch, wenn Ihr ihn LOSLASST", erwiderte er knapp.
"Tss, tss." Ein Zungenschnalzen erklang. Plötzlich wurde Kiminayu haltlos nach vorne gerissen und prallte gegen die Barriere, wo er einen Moment wie ein aufgespießtes Insekt an der Wand klebte. Hinter der Kuppel waren indes schemenhafte Gestalten aufgetaucht, doch blieben sie verschwommen, wie durch mehrere Schichten milchiges Glas nur vage zu erkennen.
Der Gladiator stöhne leicht und formte mit den Lippen ein deutliches NEIN!, als Shinrai entsetzt auf ihn zuspringen wollte. Einen Herzschlag später glitt er mühelos durch die Barriere, die ihm eben noch standfest Einhalt geboten hatte.


Entsetzt starrte Shinrai die Kuppel an. "Wo ist er? was tut Ihr mit ihm?" fragte er angstvoll. Nur beiläufig spürte er, wie die Hand von seiner Wange verschwand und sich stattdessen sanft in sein Genick legte.
"Ich soll dir antworten, mein Junge? vielleicht tue ich das, wenn du mir sagst, wer du bist. Ich würd's wirklich schrecklich gerne wissen."

Vor der Barriere traten die schemenhaften Gestalten leicht zur Seite und machten Platz für einen Neuankömmling, dessen Gesicht genauso unkenntlich blieb wie die der Unbekannten, die sich gierig, obszön an der Außenseite der Kuppel entlang wanden.
Shinrai erkannte, dass die Gestalt alle anderen Anwesenden um gut einen Kopf überragte. Er sah prunkvolle, aber verschwommene Magierroben mit kostbar bestickten Borten. Langes, lichtblondes Haar. Eine schlanke Hand, die im Gegenzug zu gewöhnlichen Zauberwebern keine Kugel oder ein Buch, sondern einen mannshohen Stab mit sich führte.
Ruhig und ohne jedes Zeremoniell trat der Fremde durch die Barriere. Der erste Gedanke
(Kim?)
verflog schnell wieder. In der Tat sah der Mann so aus, wie Kiminayu in vielleicht zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren hätte aussehen können, wenn Aion seinen äußerlichen Alterungsprozess dank der Erhöhnung nicht gestoppt hätte.
Der einzige markante Unterschied waren die Augen. Statt dem aggressiven Blau blickten Shinrai zwei kalte, abschätzende Murmeln von strahlendem Lindgrün entgegen. Sie betrachteten den Kantor wie einen hübschen, exotischen Käfer und der junge Daeva schauderte unwillkürlich unter diesem Blick. Der Mann war wahnsinnig, mochte er auch noch so oft mit Samtzungen sprechen. Dieser abwesende, vernebelte Blick und das spröde, puppenhafte Lächeln verrieten alles, was die ansonsten schier königlich wirkende Gestalt zu verbergen suchte.

"Nun, vielleicht überdenkst du deine Ansichten, wenn ich den Anfang mache", sinnierte der Zauberweber freundlich. "Mein Name ist Lafandas. Und wenn du auch nicht erwünscht bist, so ist die Frage was nun aus dir werden soll, durchaus spannend. Findest du nicht auch?"
"Was ist mit...Kiminayu?" brachte Shinrai stockend hervor. Er erstarrte, als der Ältere von einer Sekunde auf die andere direkt vor ihm stand und ihm eine eiskalte Hand ins Genick legte, wo sie mit der körperlosen Klaue verschmolz. "Mein lieber Junge", meinte der Magier leutselig, "du solltest dich gerade vielmehr um dich selbst kümmern. Glaub mir, das solltest du wirklich."


Ein halbes Dutzend ...Elyos?... erwartete ihn mit ausdruckslosen Gesichtern.
Kiminayu fletschte angewidert die Zähne. "Okay, und WER oder WAS seid ihr?" blaffte er, "schmeißt er neuerdings Asmodier und euch weißgeflügelte Penner in einen Topf und rührt mal kräftig um?"
Einer der Fremden, der einen goldenen Ring in der Augenbraue trug und im Gegenzug zu den anderen eine schlichte, dunkelblaue Schärpe um die Hüften gebunden hatte, erwiderte leidenschaftslos: "Folgt uns bitte, Herr."
"Herr!?"
"Ihr seid der Sohn unseres Gebieters, Herr. Wir müssen respektvoll zu Euch sein. Folgt uns bitte."
"Ihr könnt mich mal!" wetterte Kiminayu. "Lasst mich da wieder rein! was hat dieser BASTARD dieses Mal vor?"
Er bekam keine Antwort. Stattdessen griffen die Asmodier/Elyos mit emotionslosen Mienen nach seinen Armen, Händen, dem Nacken und zogen ihn sanft, aber unerbittlich hinter sich her. Fluchend bäumte sich der Gladiator auf, trat herrisch nach hinten und versuchte, einen Ellbogen frei zu bekommen. "FLOSSEN weg!" fuhr er die Fremden wutentbrannt an. Doch sie zogen ihn mit sich, stoisch, mit sparsamen Gesten gleich belebten Aufziehpuppen, und führten ihn von der Scherbe herunter, hin zu einer weiteren Insel.


"Dein Name."
Langsam gruben sich die Krallen in Shinrais Nacken. Winzige rote Blutstropfen quollen hervor. Der junge Daeva biss die Zähne zusammen, sah ruhig und konzentriert nach vorne und schwieg. Er konnte gut mit Schmerzen umgehen. Wenn Kiminayu ihn als 'Püppchen' bezeichnete, so konnte er sich nur an seiner äußeren, eher kleinwüchsig-schmalen Gestalt orientieren. Doch hinter dem zerbrechlich wirkenden Körper verbarg sich ein eisenhartes Geflecht aus Selbstbeherrschung, Übung und Erfahrung. Er zuckte bislang nicht einmal zusammen.

Die Krallen durchstießen spielerisch das Fleisch und kratzten, schnitten den Nacken herab. Das einzige Zeichen dafür, dass dies Shinrai nicht völlig unberührt ließ, war ein leichtes Sträuben seiner Mähne.
"Komm. Ich will wissen, mit wem zu spielen ich hier die Ehre habe. Ich will deinen Namen wissen."
Shin schwieg.
Lafandas verengte für einen Moment die abwesenden, grünen Augen, doch noch immer war keine echte Wut in seinem Gesicht zu lesen. Sanft ergriff er seine freie Rechte eine von Shinrais Klauen und strich liebkosend mit seinem Daumen darüber, ehe er den Griff um den Zeigefinger fixierte. "Dein Name?"
Der Kantor schaute still nach vorne, weit an dem anderen vorbei.

Lafandas seufzte leise und bog langsam und bedächtig den Finger zurück. Erste Schmerzen pochten durch Shins Gelenke, die Haut spannte sich, die Knochen knirschten leise. Schweiß sammelte sich hauchfein auf seiner Stirn. "Mein Junge? Wie. Heißt. Du." Ganz sachte schüttelte Shinrai den Kopf und zuckte mit einem tonlosen, zitternden Ausatmen zurück, als der Druck an seinem Finger zunahm, mehr und mehr, bis die feinen Knochen der Belastung gegenüber kapitulierten und mit einem leisen, aber scharfen Knacken brachen. Noch immer hielt Lafandas ihn fest und legte abwartend den Kopf schief.


Vor einer der Säulen, die auch diese Insel ringförmig umkränzten, lagen vier säuberlich zusammen gerollte, sehr lange Seile, eine schlanke Holztruhe und ein großer, lederner Beutel.
Kiminayu fluchte und wand sich noch immer, doch seine Begleiter drängten ihn unbeirrt auf die Säule zu. "Streckt Eure Arme aus, Herr", sagte der vermeintliche Elyos mit dem Augenbrauenring schleppend.
"Einen Scheiß tu ich! lasst mich LOS!"

Sie taten nichts dergleichen. Stattdessen wurde er an Hand- und Fußgelenken gefesselt und die anderen Enden der Seile an den nächstliegenden Säulen befestigt. Arme und Beine weit gespreizt stand der Gladiator da und sah sich mit wilden Blicken um, wütend an den dicken Stricken zerrend. "Ihr beschissenen Drecksäcke sollt mich loslassen..SOFORT!"
Er fuhr fauchend zusammen, als einer der Fremden ihm mit der flachend Hand über den Rücken strich und sein schlichtes Hemd hinauf schob. Ein weiterer der Graugeflügelten öffnete die Holztruhe und holte etwas hervor: eine lederne, mit eingeflochtenen, wie Diamanten glänzenden Glassplittern besetzte Peitsche.



Sein Mittelfinger brach mit einem ähnlichen Laut, der an einen splitternden Ast erinnerte, auf den achtlos jemand getreten war.
Shinrai zitterte ganz leicht, doch noch immer verließ kein Laut seine Lippen.
"Du bist störrisch. Und viel zäher, als du aussiehst, was?" fragte Lafandas leise. "Das gefällt mir. Unglücklicherweise mag ich es dennoch nicht, wenn jemand...aufsässig ist. Ja, aufsässig. Du bist aufsässig, mein Junge. Das war Kiminayu auch einmal. Ah, ich schätze, er ist es immer noch. Sag, bist du wirklich sein...Freund? weißt du das sicher?"

Shinrai lauschte dem halben Monolog mit verzerrter Miene und biss sich dabei vor mühsam unterdrücktem Schmerz heftig auf die Lippen. "Du solltest davon Abstand nehmen, mein Hübscher. Eine von vielen unbequemen Wahrheiten ist nämlich die, dass du ihm ganz und gar gleichgültig bist. Er würde gehen und dich hier bei mir zurücklassen und genauso gut schlafen wie sonst auch."
"Das würde er nicht", zischte Shin gepresst und atmete wütend, zitternd aus, verärgert darüber, dass er den Köder überhaupt geschluckt hatte. Lafandas lachte, tief und voller Frohsinn: "Oh, wunderbar, du kannst noch sprechen. Ich befürchtete zwischenzeitlich, du hättest deine Zunge verschluckt. Möchtest du mir nicht einfach erzählen, wie du heißt?"


Fauchend fuhr die Peitsche herab und riss einen roten, blutenden Striemen in die helle Haut an seinem Rücken.
Kiminayu starrte grimmig nach vorne und zischte leise, seine Fingerspitzen zuckten. Das war unangenehm, sehr sogar, aber zu ertragen. Noch. Dennoch kniff er beim sirrenden Geräusch der herunter schnellenden Peitsche die Augen zu. Glas und Leder zeichneten einen weiteren Schnitt, der sich mit dem ersten kreuzte.
"Das Werkzeug ist neu. Kein anderer ist damit in Berührung gekommen, Herr", sagte der Elyos mit dem Ring ernst. So wie er dies verkündete, klang es, als wolle er Kiminayu stolz und feierlich ein Geschenk überreichen und ehe er sich versah, verließ ein keuchendes, verzerrtes Lachen dessen Lippen: "Ist ja der Hammer."
Das Lachen wurde zu einem weiteren, diesmal lauteren Zischen. Die Peitsche fuhr herab. Und noch einmal. Und noch einmal.


Lafandas begann zu lächeln. Seine Klaue löste sich von Shins Nacken, doch der rothaarige Kantor stand starr, unfähig, auch nur einen Muskel zu rühren. Er versuchte ein Schutzmantra zu bilden, doch selbst seine Fingerspitzen schienen mit einemmal Tonnen zu wiegen.

Der Magier umrundete ihn mit ernst auf dem Rücken verschränkten Armen. Genau vor Shinrai blieb er stehen, sah langsam und bedächtig an ihm auf und ab. "Du bist hübsch", dozierte er nüchtern. "Genauso hübsch wie stur. Das ist auch mein hochgeschätzter Sohn. Und du...?" Schneller als das Auge folgen konnte, hatten sich die Arme gelockert und seine Klaue fuhr harsch und ungebremst über Shins Gesicht, gefährlich nahe am rechten Auge vorbei. Tief schnitten die fünf Krallen in das Fleisch und Blut strömte dem Kantor über die getroffene Gesichtshälfte, sammelte sich an seinem Kinn und fiel in kleinen, beständigen Tropfen in den Staub.

Shinrai ließ ein leises, wimmerndes Geräusch hören, doch er brüllte und bettelte nicht und sah eisern an Lafandas vorbei, irgendwo auf einen imaginären Punkt am Horizont. "Nun gut..." der Magier winkte nachlässig mit einer Hand und wuchtig stürzte der junge Daeva in den blutgesprenkelten Staub. Dort blieb er einen Moment reglos liegen, ehe er heftig zusammen fuhr. Irgendwo, gedämpft aber doch verständlich, hörte er Kiminayu kurz und heiser aufschreien.


Der namenlose Elyos mit dem Ring betrachtete sich einen Moment den für einen Krieger verhältnismäßig schmalen, nun rot verfärbten Rücken. "Euer Hemd wird verderben, Herr." Er bückte sich nach dem Lederbeutel und entkorkte ihn. Schwerer Weingeruch strömte aus dem Mundstück. Resolut hielt er den Beutel zwischen Kiminayus Schulterblätter und drückte zu.
Tiefroter Wein ergoss sich über den Rücken und ehe er ihn unterdrücken konnte, stieß Kiminayu einen kurzen, bellenden Schrei aus.
Flüssiges, verzehrendes Feuer fraß sich in die tiefen, hauchfein klaffenden Schnitte und malte Rinnsale in das verschmierte Blut. Eine Geruchsmischung aus Trauben und der metallischen Kupfernote des Blutes lag in der Luft. "Es sieht schon bedeutend besser aus, Herr", sagte der Elyos und senkte leicht den Kopf, während er weiterhin Wein über den Rücken des Gladiators fließen ließ.


"Ich beginne ungeduldig zu werden. Und glaube mir, das willst du nicht."
Lafandas trat zu. Ungebremst bohrte sich seine Stiefelspitze in Shinrais Rippen. Stechender Schmerz durchzuckte die getroffene Seite und der Kantor keuchte leise, ehe er bei einem zweiten Tritt auf exakt die gleiche Stelle trocken, röchelnd husten musste.
"Du könntest das so viel einfacher haben", murmelte der Magier schmeichlerisch. "Was ist schon dabei? was ist denn dabei, mir einfach deinen Namen zu nennen? ich weiß doch, wer du bist."
Er trat erneut zu, traf den Liegenden in den Rücken.

Eigentlich ist das eine gute Frage, fuhr es Shin durch den Kopf. Doch wie hätte er diesem Verrückten seine Beweggründe nur ansatzweise verständlich machen können?
Wie sollte er ihm sagen, dass das hier längst keine Trotzreaktion mehr war, sondern vielmehr eine Frage von Willenskraft und Stolz, ein mit sich selbst geschlossener Kompromiss, der sich mit der Frage beschäftigte, ob er wirklich ein 'Püppchen' sein wollte, das den Kopf senkte, wenn man es von ihm erwartete...oder eben auch nicht.
So blieb er Kiminayus Vater eine Antwort schuldig, während ein, zwei Rippen unter den mit stoischer Ruhe ausgeführten Tritten leise knackend brachen. Shinrai wimmerte leise, keuchte und rollte sich ein wenig zusammen.


"Scheiß Bastarde...", krächzte Kiminayu hasserfüllt und senkte tief durchatmend ein wenig den Kopf, als sie ihm das Hemd über den offenen, zerschundenen Rücken hinab zogen. Hände glitten über seinen Körper, absurd sanft, so als wollten sie ihn trösten. "Der Gebieter hat uns genau aufgetragen, wie wir mit Euch verfahren sollen, Herr. Es wird nicht lange dauern."
Ehe sich der Gladiator nach dem Sinn dieser Bemerkung erkundingen- oder, was wahrscheinlicher schien, patzig losbrüllen konnte, spürte er erneut die tastenden Hände, die über seinen schmerzenden Rücken hinab strichen. "Nehmt eure elenden Finger weg. Ich reiß' euch jede Scheißfeder einzeln aus," grollte er über die Schulter und erstarrte für einen Moment, als die Hände auf seinen Hüften zur Ruhe kamen, den schmucklosen Hosenbund packten und resolut daran zerrten.


Lafandas ging in die Hocke und umschloss Shinrais gebrochene Finger. Langsam drückte er zu und lauschte dem hicksenden, nach mühsam unterdrückten Tränen klingenden Atem. "Du wirst bei mir bleiben", flüsterte er angetan. "Ja, ich denke, ich behalte dich hier bei mir." Die Sehnen an seinem Unterarm traten hervor und der junge Kantor stieß einen winselnden Laut aus. Das Atmen fiel ihm schwer, jeder Luftzug brannte in seinen Lungen. Irgendwo in der Nähe oder Ferne schrie Kiminayu abermals.


Das bist nicht du. Das ist jemand anderes.
Krampfhafte Schauer durchzuckten den Körper des jungen Gladiators. Der Elyos mit dem Ring hatte beide Arme um seinen Bauch geschlungen und presste sich an ihn.
Druck. Reißen. Ruckartige Bewegungen. Leises Klatschen, erzeugt von nackter Haut, die auf nackte Haut traf. Noch mehr Feuer.
Das bist nicht du.
Kiminayu spürte ein Brausen in den Schläfen, Übelkeit stieg in ihm auf. Herrisch warf er den Kopf zur Seite und biss sich die Zunge blutig, um einen weiteren Schrei zu unterbinden. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn und auf dem Rest des Körpers, wo er unangenehm in den frischen Wunden des gepeitschten Rückens brannte.
Seine Klauen zuckten hilflos, ballten sich zur Faust und lockerten sich wieder. In einem beständigen, ruckartigen Rhythmus, der ihm schier die Luft abschnürte, schien eine glühende Messerklinge in seinen Leib zu fahren. Die Umgebung flackerte und wogte vom Hitzeflimmern und vielleicht noch von etwas anderem, woraufhin Kiminayu fest die glühenden, schimmernden Augen zusammenpresste.

Der Elyos keuchte ganz leise, nur einen Hauch von eigenem Schmerz im Gesicht, und verkrampfte sich, seine krallenlosen Finger gruben sich in die Haut des Gefesselten. Er ließ das Kinn auf Kiminayus Schulter sinken und starrte mit leeren Augen darüber hinweg, ehe er sich mit einem schmerzhaften Ruck zurück zog, leicht den Kopf senkte und sich, der Gipfel des Grotesken, vor dem blutenden Gladiator verneigte, bevor er ein Stück zurück trat und den Platz mit einem weiteren Elyos tauschte, dessen Gesicht weder Hass noch Spott zeigte.


"Ich denke, so kommen wir nicht weiter. Das ist ausgesprochen schade. Aber nun gut. Man soll mir nicht nachsagen, ich würde Herausforderungen nicht zu schätzen wissen."
Lafandas griff Shinrai in den blutig gekratzten Nacken und zog ihn wie ein unwilliges Kätzchen in die Höhe. Der junge Daeva keuchte heiser und presste, gekrümmt dastehend, eine Hand auf die Rippen. Der Magier legte nun die freie Hand unter sein Kinn, packte es fest und drehte seinen Kopf in die Richtung, in welche Kiminayu fortgebracht worden war.
Seine Lippen formten ein, zwei stumme Worte, wobei er ebenfalls aufmerksam, weiterhin leicht und abwesend lächelnd, wartend nach vorne blickte.
Kurz darauf tauchten zwei Schatten an der Barriere auf und durchschritten diese so mühelos, als bestünde sie aus Wasser. Der Elyos mit dem Ring hielt Kiminayu an beiden Schultern. Der Gladiator bewegte sich unsicher, mit steifbeinigen Schritten. Kaum hatte er die Kuppel durchquert, blieb er starr an dieser stehen, offenkundig unfähig, auch nur einen Finger zu rühren. Der graugeflügelte Elyos stellte sich mit ernster, ausdrucksloser Miene neben ihn.

"Mein süßer Sohn, da hast du dir wirklich ein interessantes Exemplar zugelegt", sagte Lafandas bewundernd. "Er ist die ganze Zeit standhaft geblieben, kannst du dir das vorstellen? ich behaupte sogar, er war wesentlich stärker als du. Ist das nicht ein Hohn, Krieger?" das letzte Wort ertrank in süffisantem Spott.
"Halt die...", krächzte Kiminayu heiser und wesentlich weniger schnappend als gewöhnlich,
"...Klappe, Fresse, ich weiß, ich weiß. Alle Bildung und Erziehung ist an dir abgeprallt wie Wasser an einer Ampreh-Blüte, du brauchst es mir nicht noch einmal zu demonstrieren", beendete sein Vater den Satz gelangweilt. "Aber vielleicht bist du bereit für einen kleinen Versuch. Auf das Ergebnis bin ich wirklich sehr gespannt." Er nickte dem Elyos zu.

Als wisse es genau, was von ihm erwartet wurde, zog das Mischblut einen versteckten Dolch unter der blauen Schärpe hervor. Shinrai äugte auf die schlanke, blitzende Klinge und stöhnte leise. "Lasst ihn...", bat er tonlos flüsternd, wiederum kurz und trocken hustend.
"Nicht", knurrte Kiminayu und sah ihn kurz an. Die eisfarbenen Augen flackerten leicht, doch sein Blick war fest und befehlend. "Du bettelst nicht für mich."
"Das wird sich zeigen, denke ich", mutmaßte Lafandas ironisch und lächelte seinem Untergebenen freundlich zu. "Sei so gut und fang an."

Der Graugeflügelte hob bedächtig Kiminayus linke, willenlose Hand. Einzeln spreizte er mit vollendeter Geduld jeden Finger ab und strich einmal von oben über die Krallen bis zur Spitze hinab. Dann hob er die schmale Dolchklinge und umschloss den Ringfinger des Gladiators, ehe er langsam die Spitze der Waffe unter die Kralle schob und gegen den Griff drückte.
Kiminayu spannte alle Muskeln an, und verzerrte das Gesicht zu einer grauenhaften Grimasse, doch wildes Sträuben blieb ihm nach wie vor verwehrt.
Lafandas senkte den Kopf, ging sogar ein wenig in die Knie und legte sein puppenbleiches Gesicht an Shinrais blutige Wange. "Dein Name", flüsterte er ihm zu und fuhr ganz sachte mit der Zungenspitze über des anderen Ohrmuschel.

Der Elyos indes schob die Dolchklinge ein Stück weiter. Dunkles Blut zeichnete sich träge unter dem blassen Nagelbett ab und verteilte sich ein wenig, als der Graugeflügelte langsam am Waffengriff ruckte und diesen nach oben hebelte. Mit einem leisen, feuchten Reißen löste sich die gesamte Kralle ab und fiel in den Bodenstaub.

Kiminayu stieß ein beinahe tierisches, langgezogenes Stöhnen aus, Tränen glänzten in den Augenwinkeln unter den fest zusammengekniffenen Lidern. Roh und aufgeworfen schimmerte das nackte, nunmehr schutzlose blutige Fleisch und brannte dabei, als hielt der Gladiator den Finger in eine Schale mit konzentrierter Säure.
Shinrai stieß ein klagendes Heulen aus, während ihm ebenfalls Tränen in die Augen traten. Seine Kiefer mahlten unter Lafandas' stoischem Griff. "Bitte, bitte! nicht, BITTE hört auf", winselte er mit kippender Stimme, woraufhin der Magier überrascht und freudig auflachte: "Mein lieber Junge! ich WUSSTE, das würde dich zur Räson bringen! dein Name? rasch, sag mir deinen Namen!"

Kiminayu öffnete mühsam die feuchten Augen und blickte Shin an. "...Tust du nicht...", befahl er mit bebender Stimme. "...Lässt dich von ihm nicht...brechen."
Shinrai erwiderte den Blick hicksend, seine Lippen bebten. Aber er schwieg.
Der Magier hob langsam beide Brauen. "Bist du ein treues Seelchen? hörst du immer auf ihn?" fragte er leise, mit einem Mal gar nicht mehr amüsiert klingend. Ruckartig nickte er seinem Diener zu.

Der Elyos griff nun Kiminayus Mittelfinger, zückte die Klinge und bohrte sie unter die Kralle. Der blonde Gladiator zog heiser, zischend die Luft durch die Zähne, Schweiß und Tränen vermischten sich auf seinen Wangen, doch genau wie Shinrai blieb er stumm, auch wenn sein gesamter, schmerzender Körper innerlich aufschrie, sich wand und tobte und kapitulieren wollte.
Der Elyos zog die grotesk abgespreizte Kralle mit spitzen Fingern heraus und ließ sie, begleitet von zwei winzigen Blutströpfchen, in den Staub fallen.

Lafandas sah von Kiminayu zu Shinrai und wieder zurück. Das abwesende Lächeln war breiter denn je, sein Gesicht wirkte nun beinahe wie eine Fratze, doch die kalten grünen Augen blickten starr und ohne zu blinzeln.
"Ihr verärgert mich", sagte er leise. "Ihr macht mich sehr, sehr ärgerlich. Oh ja, in der Tat." Sein Blick nahm Kiminayu gefangen. "Ich werde dir jetzt einen Trick zeigen", sagte er leise. "Es ist ein guter Trick, denn du kennst ihn bereits und weißt, dass er wirkt."
Die Augen des Gladiators weiteten sich kurz. "Nein", krächzte er, und wiederholte das Wort dann laut brüllend: "NEIN! du wahnsinniger, elender, beschissener BASTARD, das tust du NICHT!! Hör AUF!!"

Lafandas beachtete ihn nicht. Er löste den Griff von Shins Kinn und schlang den Arm um seine schlanke Leibesmitte. Wie von Geisterhand glitten die schlichten, staubigen Beinkleider herab.
"HÖR AUF!" Kiminayu tobte, versuchte sich von der Barriere loszureißen und konnte es nicht.
"Weißt du, mein Junge", sein Vater sprach im Plauderton auf Shinrai ein. "Kiminayu fand diese kleinen...Kunststücke nie lustig. Dabei funktionieren sie immer hervorragend. Und wenn du, treues Seelchen das du bist, nicht mit mir reden magst...ja, dann tut er es vielleicht. Das werden wir jetzt herausfinden."

Die Robe des Magiers glitt zur Seite, während sich auch seine eigenen kostbar bestickten Beinlinge lösten. Mit einem breiten Lächeln presste er seinen Unterleib an den des jungen Kantors. Shinrai konnte aus seiner gegenwärtigen Position heraus nicht sehen, wie erstmals ein wahrhaft lebhaftes Strahlen in die grünen Augen des Mannes trat.
Kiminayu hingegen stöhnte heiser bei dem Anblick, seine Klauen, von denen die zwei verstümmelten Finger mit seinem eigenen, wilden Herzschlag um die Wette pochten, krümmten sich hektisch, doch noch immer klebte er reglos an der magischen Barriere, derweil der Elyos wie eine unbelebte Statue an seiner Seite wachte.

Bedächtig strichen Lafandas' Krallen über den zerkratzten Nacken unter sich, ehe sich seine Augen verengten. Warnungslos stieß sein Becken vor und tief atmete der Magier durch die geöffneten Lippen aus, während Shin zusammenfuhr und einen erstickten Schrei ausstieß. Nacktes Entsetzen sprach aus seinem Blick, der für einen Moment auf den von Kiminayu traf. Dann wimmerte der Kantor leise und presste zitternd die Augen zusammen, unter den ruckartigen Bewegungen leicht hin und her schwankend. Kraftlos gab er seine Körperspannung auf, um den reißenden Schmerzen wenigstens ein wenig entgegen zu wirken und hing wie eine Marionette an unsichtbaren Fäden in Lafandas' Griff, gehalten von der Klaue an seinem Nacken und unsichtbaren Magiesträngen.

Euphorisch starrte der Zauberweber seinen Sohn über Shinrais roten Schopf hinweg an.
"Wer ist er?" fragte er, zum ersten Mal nicht ruhig oder grotesk heiter, sondern mit rauer, angetan klingender Stimme.
Kiminayu starrte ihn mit aufgerissenen, hasserfüllten Augen an, die Zähne gefletscht und sich keuchend, knurrend gegen die körperlosen Fesseln aufbäumend.
"Wer...", Lafandas grub die Krallen etwas tiefer in den gefangenen Nacken, "...ist er?"
Kiminayus Lippen zitterten. "Ich werde dich deine eigene Leber fressen lassen", zischte er beinahe unverständlich, "Du..."

"SEINEN NAMEN WILL ICH WISSEN!" donnerte Lafandas und bewegte sich mit einem brutalen Ruck vor. Shin schrie, leise und erschöpft.
Mit einem Mal brach sein Widerstand zusammen und Kiminayu schrie hysterisch zurück: "SHINRAI! er heißt Shinrai! und jetzt LASS IHN LOS! LASS...IHN...LOS!!"

Lafandas warf den Kopf zurück und lachte laut. Er löste sich von dem jungen Kantor, gab seinen Nacken frei und trat einen Schritt zurück. Schlaff fiel der andere Asmodier in den Staub und rollte sich dort mit leicht zuckenden Beinen zusammen.
"Shinrai. Oh Shinrai, Shinrai. Ein schöner Name ist das. Shinrai!" Kichernd und glucksend schnürte er seine Hosen zu. Im gleichen Moment ließ der fesselnde Zug um Kiminayu nach und der Gladiator prallte heftig auf den Boden, da er konstant versuchte, sich mit aller Kraft loszureißen.
Laut schreiend kam er, trotz des pochenden Schmerzes in Rippen und Unterleib, in einer einzigen Bewegung wieder auf die Füße und sprang achtlos über Shins gekrümmte Gestalt hinweg, auf seinen Vater zu. "DUUUUUHHH!!" kreischte er hysterisch und krümmte die Klauen.
Er wollte dieses wahnsinnige Puppengesicht in Fetzen reißen, seine Augäpfel wie überreife Trauben zerquetschen. Das Lächeln aus seinem Gesicht heraus beißen. Hass erstickte jeden halbwegs rationalen Gedanken und fraß sämtliche Zurückhaltung auf. "BLEIB STEHEN!!"

Spielerisch wich der Magier zurück, tänzelnd und schwankend wie eine Schlange zu beschwörenden Flötentönen. Ein leises Lachen verließ seine Lippen, ehe er mit den Fingern schnippte- schreiend, tobend erstarrte der Jüngere mitten in der Bewegung. "Ach Söhnchen...ach Söhnchen. Ach nein. Lass es doch einfach."

Lafandas streckte eine Hand aus und hielt plötzlich den Dolch des weiterhin stumm zusehenden Elyos in den Fingern. Breit lächelnd fasste er nach Kiminayus Kinn und studierte sein Gesicht aus der Nähe, wobei ein grotesk-wehmütiger Ausdruck über seine blassen Züge huschte. "Du bist wirklich so..." ohne ihn ausreden zu lassen, spuckte Kiminayu seinem Vater wild ins Gesicht.
Der Magier schloss kurz die Augen und öffnete sie dann langsam. Ebenso langsam setzte er die Dolchklinge an die verblasste feine Narbe, die sich über die Wange des Gladiators zog. Weiterhin langsam bohrte sich das kalte Metall in das Fleisch und zeichnete bedächtig, wie mit Blut gemalt, die alte Verletzung nach.
Kiminayu knirschte mit den Zähnen, keuchte heiser und atmete hektisch.
Kopfschüttelnd ließ sein Vater den Dolch sinken und schlug ihm einmal quer, fast nachlässig mit den Krallen über den Mund. "Dummes Kind."

Shinrai zuckte bei den animalischen Schreien seines Begleiters mehrfach hilflos zusammen und umklammerte sich schutzsuchend mit den eigenen Armen. Blut und Tränen tröpfelten still in den Staub. Dann hörte er Lafandas ruhig sprechen: "Geh jetzt wieder fort, Söhnchen. Du darfst noch eine Weile weiter leben, schwach und suchend, ohne zu finden. Deinen süßen, treuen Gefährten lasse ich dir als Geschenk. Für dieses Mal. Und auch nur, wenn du ihn nun bei der Hand nimmst und ganz schnell verschwindest. Lauf, Söhnchen. Lauf weg wie ein Hase. Ich zähle jetzt langsam bis fünf. Und wenn ihr bis dahin noch hier seid, werde ich IHN töten, verstehst du?"

Shinrai wimmerte erneut, stöhnte und rappelte sich langsam, ungelenk auf. Die Schmerzen waren scheußlich. Obwohl er kein verzärteltes Pflänzchen war, kein....Püppchen.
Kiminayu stand starr, Blut troff von seinen Lippen. Lafandas erwiderte den Blick ernst. "Eins", sagte er.
"Kim...", Shinrai hauchte den Namen des anderen Asmodiers tonlos und wankte einen Schritt auf ihn zu, um ihn ermattet am Handgelenk zu fassen. "Komm. Komm bitte mit."
"Zwei."
"Geh du", gab der Gladiator mit merkwürdig hohler Stimme zurück und starrte weiterhin in das ruhige Gesicht seines Vaters.
"Nein", schluchzte Shin leise, erschöpft und entnervt. "Wir gehen zu zweit. Jetzt. Bitte, tu das für mich, nur...nur einmal. Komm mit mir."
"Drei", sagte Lafandas und blickte langsam zwischen den Beiden hin und her.
Kiminayu bebte leicht, seine Klaue zuckte in Shinrais Hand.

"Ich würde mich mit der Entscheidung ein wenig beeilen", sagte der Magier leise. "Söhnchen, willst du nicht nur ein Schwächling sein, sondern auch der Mörder deines Freundes? vier...!"
Stolpernd fuhr Kiminayu herum, schlang einen Arm um Shinrai und zerrte ihn unsicher hinter sich her. Die Barriere war von einer Sekunde auf die andere verschwunden und keuchend hastete der Gladiator zum Rand der Scherbe. Hinter ihnen lachte Lafandas laut und herzlich: "Auf bald! AUF BALD, und eine gute Heimreise!"
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Trauma (WARNUNG im Vorwort) Empty
BeitragThema: Re: Trauma (WARNUNG im Vorwort)   Trauma (WARNUNG im Vorwort) Icon_minitimeMo Feb 22, 2010 9:49 pm

Kopflos sprang Kiminayu vom Rand ins Bodenlose und breitete mit einem Ruck seine Schwingen aus. Shins Gewicht zerrte an ihm, doch nach einer Sekunde folgte der rothaarige Kantor seinem Beispiel. Lautlos, unsicher glitten sie über das Nichts hinweg, fort von der Insel mit ihrem zerbrochenen Steinbogen.

Verstörendes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Kiminayu fand kein Wort des Trostes, auch keins der Entschuldigung. Und Shinrai machte ihm keine Vorwürfe.
Gespenstisch tauchte die Roah-Festung durch das Hitzeflimmern vor ihnen auf.
Sie ließen sich, mehr fallend als gleitend, zur Brücke absinken und fielen dort auf die Knie. Shinrai krümmte sich sofort zusammen und schloss stumm die Augen. Kiminayu hingegen tigerte steifbeinig auf der Brücke auf und ab, ehe er fest die verletzte Klaue zusammen presste, bis Blut durch seine geschlossenen Knöchel rann. "AAARGHH!" unartikuliert und heiser schrie er zum Himmel auf.

Shinrai zuckte leicht zusammen und vergrub das Gesicht zwischen den Armen.
Mit aufgerissenen Augen fuhr der jüngere Asmodier zu ihm herum: "Bist du nun zufrieden, ja?" fragte er mit hysterischer Stimme. "War das ein toller Ausflug!? hattest du Spaß? wie ist das Wissen, dass ich das nie wieder...ausgleichen kann?"
Shinrai gab erneut ein leises, klagendes Heulen von sich und hob den Kopf. Tränen strömten über seine Wangen. "W-wie soll ich...es dir begreiflich machen? d-d-du bist mir nichts...nichts schuldig." Seine Stimme brach endgültig, leise weinend drehte er den Kopf zur Seite.

Kiminayu schwankte und biss sich auf die zerfetzten Lippen. Dann trat er unbeholfen näher und sank neben dem Kantor in die Hocke. Stumm berührte er ihn an der Schulter und schlug die ebenfalls feuchten Augen nieder.
"Wir müssen weg", krächzte er heiser. Umständlich griff er Shin unter die Achseln und hievte ihn ein wenig hoch. Für einen Moment saßen sie in dieser halben Umarmung reglos da. Kiminayu öffnete den Mund, doch was immer er vielleicht sagen wollte, blieb unausgesprochen.

Schwankend, schlurfend, ohne Waffen und Rüstzeug überquerten sie die Brücke zum Eingangstor. Die Wachen sahen ihnen unbeeindruckt entgegen. Niemand lief aufgeregt auf sie zu und bot seine Hilfe an. Keiner zückte abwehrbereit die Waffe. Reglos starrten die Wächter ihnen entgegen und Kiminayu spürte eine Gänsehaut auf den Oberarmen, als er mit Shinrai zusammen an ihnen vorbei trat. "Verräter...", zischte er lautlos.
Keiner der Wächter antwortete, doch als die zwei Daeva an ihnen vorbei schritten, drehten sie alle eine Winzigkeit den Kopf und lächelten stumm, ohne Hass oder Mitgefühl.


Kälte umfing sie. Unter anderen Umständen ein Zustand, den Kiminayu hasste, denn er verfluchte die Tatsache, dass er gegen Kälte so ausgesprochen anfällig war. Doch heute tat das Gefühl gut. Es betäubte Körper, Geist und Seele.
Sie befanden sich in Beluslan. Feine Schneeflocken fielen vom Himmel auf ihre schmutzigen, verwundeten Gesichter und kühlten diese langsam aus. Shinrai rollte sich abermals zusammen. Plötzlich schluchzte er erneut leise. Kiminayu blinzelte eine Flocke aus seinen halb geschlossenen Augen und sah zu ihm herunter.
"Ich k-kann nicht..."
"Was kannst du nicht?"
Shin drehte sich erschöpft, erstickt stöhnend zu ihm um. Müdes Entsetzen zeichnete seinen Blick. "Heilen. Ich kann uns nicht...heilen. Da ist nichts. Wieso..."
Flehend starrten ihn die goldenen Augen an und Kiminayu schluckte leicht. "Das wird schon wieder", sagte er lahm. "Du bist...das kommt wieder." Unmerklich straffte er die Schultern. "Warte hier. Ich schaue, ob...jemand in der Stadt ist, der uns helfen kann."

Shinrai hickste leise und stemmte sich ein wenig hoch. "Ich komme mit", murmelte er heiser, doch herrisch schüttelte der Gladiator den Kopf. Ein wenig Blut spritzte in den Schnee. "Nein. Ich beeile mich und du
wartest hier. Bis gleich." Diesmal keine Widerworte abwartend, drehte er sich um, breitete die Schwingen aus und flog wesentlich uneleganter als sonst in Richtung Festung.

Natürlich gab es Blicke. Verstörte, angewiderte, fassungslose Blicke. Neugierig vor allem. Sensationssüchtig. Kiminayu fluchte leise und knurrte. Sonst war in dieser beschissenen Stadt immer etwas los, aber heute gab es nur ein paar feiste Händler, Shugo-Gesindel und Passanten. Auf einen dieser Passanten, eine Frau mittleren Alters mit roten Locken, steuerte der Gladiator nun zu. Sie sah ihn zielstrebig näher kommen, erbleichte und knetete nervös die Falten ihres langen Rockes.
"Einen Heiler. Ich brauche einen Heiler", sagte Kiminayu heiser. Sie schluckte und nickte furchtsam: "Ja, das...das sehe ich."
"Wo finde ich einen!?"
"B-bitte...?"
"Einen HEILER, verdammt!!" Kiminayu fauchte und hielt sich dann schwankend die Stirn. Noch immer rann Blut an seiner Wange herab...ebenso wie an den Innenseiten seiner Schenkel. Ein zermürbendes, widerwärtiges Gefühl und der Mantel seiner generell niedrigen Selbstbeherrschung war nur papierdünn.
Zitternd deutete die Frau auf eines der Häuser.


Shinrai indes döste. Er hatte Schmerzen, Durst und war entsetzlich erschöpft. Eine bleierne Müdigkeit legte sich auf seine geschundenen Glieder. Träge zuckten seine Finger und versuchten abermals, heilende magische Kräfte zu bündeln, doch nichts geschah. Angst und Verwirrung schnürten ihm die Kehle zu. "Warum nicht...", flüsterte er matt, schleppend und strich rastlos über den Schnee. Das Haar in seinem Nacken war blutverklebt und noch immer blutete er. Auf vielfache Weise. "Komm wieder", murmelte er müde.

"AHHH!"
Der entsetzte Ausruf kam zuerst von dem barbusigen Mädchen mit den strähnigen Haaren. Ihre Blöße hastig mit einer groben Wolldecke bedeckend, glotzte sie den blutenden jungen Mann entsetzt an.
Kiminayu hatte das hölzerne Schild, auf dem "Beschäftigt!" stand, kurzerhand von der Tür zum Hinterzimmer gerissen, als er im nach Kräutern und schwächlich nach Tabak riechenden Vorraum niemanden gefunden hatte.

Nun starrte der Gladiator angewidert und entnervt auf den fassrunden Kleriker, der sich irritiert von dem Mädchen herunter wälzte und empört nach Luft schnappte, die Verletzungen des Daeva im ersten Moment peinlicher Entrüstung gar nicht bemerkend: "Was fällt dir ein, Bengel!? kannst du nicht lesen!? ich habe gesch...ach du Schreck." Seine kleinen Schweinsäuglein blinzelten.
"Ich brauche Heilkräuter. Und Tränke. Irgendwas", sagte Kiminayu mit leiser, eisiger Stimme. "Junge, ich glaube eher, du brauchst..."
"Du bleibst mir fern, Fettsack. Gib mir, was ich verlangt habe." Schroff warf er dem Mann einen klirrenden Beutel voller Münzen vor die Füße. Die Kinah entstammten einem Extrawürfel aus seinem Lager, denn zusammen mit Rüstzeug und Bewaffnung hatte Kiminayu auch alle übrigen Besitztümer im Abyss eingebüßt.
Die Augen des Heilers glommen gierig auf, als er die golden glänzenden Münzen sah, die aus dem gelösten Beutel gefallen waren. "Ich gebe Euch, was immer Ihr haben möchtet", sagter er nun mit dienstbeflissener, unterwürfiger Stimme. "Aber Ihr bräuchtet wirklich..."

Kiminayu fauchte ihn laut an. Zusammenzuckend krabbelte der massige Mann aus dem schmalen, wackeligen Bett, ohne auf das protestierende Mädchen zu achten, das quietschend eine zweite Decke an sich riss. Ihr Begleiter achtete überhaupt nicht auf sie und führte den jungen Daeva in den Vorraum, wo er hastig einen Korb mit mehreren schärflich riechenden Wurzeln, zwei großen Trankflaschen, einer Holzdose und sauberem Leinenstoff füllte. "Bitte vergebt mir noch einmal den unglücklichen Umsta..."
Kiminayu riss den Korb an sich, wandte ihm brüsk den Rücken zu und verließ das Haus.

So schnell es sein schmerzender Leib zuließ, verließ er die Festung. Raus, bloß raus, fort von den Gaffern, den gesichtslosen Fremden, die tuschelten, flüsterten und verstohlen mit den Fingern auf ihn zeigten. Sein Herz pochte unangenehm, wieder einmal fletschte der Gladiator angespannt die Zähne. Erst als er an der steinernen, eisverkrusteten Mauer entlang schlurfte, wich die Anspannung langsam und zeitgleich beschlich ihn das unangenehme Gefühl, dass es vielleicht die falsche Entscheidung gewesen war, den Heiler nicht mitzunehmen. Andererseits...der Anblick der zwei nackten Leiber hatte ihn mit so starkem körperlichem Ekel erfüllt, dass er sich bei der Vorstellung, die fleischigen, schweißfeuchten Finger könnten ihn oder Shinrai berühren, zischend geschüttelt hatte.
Ein verstörender Druck legte sich urplötzlich auf seine Brust und auch die Lider brannten. Kiminayu hielt kurz inne und lehnte sich gekrümmt an die Festungsmauer.
Dummes Kind.
Schwach.
Feigling.
Er zuckte zusammen, als ihm bewusst wurde, dass das hasserfüllte, resignierte leise Schluchzen tatsächlich seiner eigenen Kehle entstammte.
Das bist nicht du..., doch diesmal klappte die Zauberformel nicht und bevor er Shinrai wieder unter die Augen trat, nahm sich der Gladiator fünf einsame Minuten Zeit.


Shinrai blickte besorgt zur Seite. Kiminayu war lange fort.
Er wollte es nicht, doch Lafandas' Stimme
("Du solltest davon Abstand nehmen, mein Hübscher. Eine von vielen unbequemen Wahrheiten ist nämlich die, dass du ihm ganz und gar gleichgültig bist. Er würde gehen und dich hier bei mir zurücklassen und genauso gut schlafen wie sonst auch.")
drang säuselnd, wie wirkendes Gift in seine Gedanken.
Und wenn er wirklich...?
Der Kantor knurrte leise und atmete trotz der Schmerzen in seiner Rippengegend tief ein und aus, bis sich seine Atmung auf einmal ein wenig beruhigte. Er war doch hier. Nicht im Abyss. Sie waren Beide hier. "Du hattest Unrecht. Pech für dich", murmelte Shinrai tonlos in den Himmel hinauf.
"Was?"

Er fuhr zusammen, als Kiminayus Stimme urplötzlich neben ihm erklang. War er so tief in Gedanken versunken gewesen? trotz Schmerzen, Furcht und dem Gefühl, heute beinahe unerträglich besudelt und gedemütigt worden zu sein, erblühte ein winziges Lächeln auf Shins Lippen. "Du bist wieder da?"
Der Gladiator starrte ihn mit leisem Befremden an. "Das sieht so aus, oder? hier", er stellte seinen Korb an und straffte dann die Schultern, als warte er auf irgendwelche Vorwürfe. "Ich hab' zwar wen gefunden", erklärte er, noch bevor Shinrai irgendeine Frage gestellt hatte, "aber der Kerl war...ach Scheiße, ich denke, es war schon in deinem Sinne, dass wir auf den verzichten. Hier haben wir was als Notlösung und..." er brach wieder ab und rieb sich über die blutige, zerschnittene Wange.
"In Baltasar dann", sagte Shinrai heiser. "Danke." Er setzte sich gänzlich auf, presste jäh erbleichend eine Hand auf die Rippen und seufzte rau. Wortlos reichte ihm Kiminayu eine der seltsamen Wurzeln und nahm sich selbst eine, um skeptisch hinein zu beißen. Ein angewiderter Ausdruck überflog sein Gesicht. "Bäh..."

So saßen sie dort, erschöpft, zerschlagen, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend und die meiste Zeit schweigend. Dann reichte Kiminayu Shinrai die unverletzte Klaue und klemmte den Korb unter den freien Arm. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Baltasar.
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